Dietmar Zöller

Weihnachtsrundbrief 2023



Weihnachtsrundbrief   - 21.11.23

 

Liebe Freunde/innen
Totensonntag steht vor der Tür. In der Vergangenheit habe ich immer am Totensonntag begonnen mir Gedanken über einen Weihnachtsrundbrief zu machen.
In diesem Jahr gibt es für mich nur ein Thema: Der Tod gehört zum Leben - Autismus und Trauer.
Das wird auch der Titel meiner 15. Buchveröffentlichung. Tag und Nacht beschäftigte ich mich mit den Lebensreisen derer, die verstorben sind. Meinem Vater, auf dessen Sterben ich mich lange Zeit vorbereiten konnte, folgten sehr viele Menschen, die mir wichtig waren.
"Kann man Tote lieben?" Diese Frage vertraute ich kürzlich meinem Tagebuch an. Ich habe die Frage selbst für mich beantwortet: Ich liebe die Verstorbenen.
In besonderer Weise liebe ich meinen großen Bruder, dem ich offensichtlich wichtiger war, als ich manchmal spürte. Gernots plötzlicher Tod hat unsere Familienbande empfindlich ins Wanken gebracht.
Nichts ist mehr, wie es war, unsere Familiengeschichten, die vergangenen und die zukünftigen, müssen neu erzählt werden. Was aus unseren Geschichten wird, steht nicht in unserer Hand.
Das ist gut.
Ich halte an der Überzeugung fest, dass uns die Bibel wunderbare Geschichten erzählt hat.
Entdeckt die Botschaften, die die Erzählungen für die Probleme dieser heillosen Welt anbieten. Meine Weihnachtsbotschaft heißt: Wendet euch denen zu, die ein Leben am Rande der Gesellschaft führen müssen. Jesus, der Jude, hat uns vorgemacht, wie so etwas praktisch aussieht. Sucht die Begegnung mit denen, die nicht zur Weihnachtsgala eingeladen sind, weil sie nicht die passende Kleidung tragen.

Weihnachten
Ich denke an meine Familie
an die,
die schon lange nicht mehr leben
und an die,
die noch eine Strecke ihres Lebens vor sich haben.
Weihnachten,
das Fest der Familie,
wohl denen,
die in eine Familiengeschichte eingebettet sind.
Weihnachten,
das Fest der Liebe,
Liebe für die,
die ihre Lebensreise hinter sich haben,
Liebe für die,
die sich neu orientieren müssen.
Wer bin ich,
wer bin ich nach meinem 53. Geburtstag?
Ich muss mein Leben neu buchstabieren,
vom Weihnachtszauber der vergangen Lebenszeit
ist wenig übrig geblieben.
Kerzenschein und die bekannten Lieder ertrage ich nicht.
Aber es gibt ein Dennoch.
Ich will die Botschaft weitertragen,
dass jedes Leben Respekt verdient.
Ein jedes Menschenleben ist wertvoll,
auch wenn der Sinn nicht für jeden erkennbar ist.
Was in der Welt geschieht,
verstehe ich nicht.
Mit den Worten der Psalmen
schreie ich meinen Schmerz heraus.
Wie konnte es so weit kommen,
dass Menschen meinen,
Gott spielen zu können.
Möge Weihnachten die Einsicht verbreiten
dass jedes Menschenleben
wertvoll ist
wertvoll war
und wertvoll sein wird.
Ich zünde eine Kerze an
Ich zünde viele Kerzen an
für Menschen, die ich nicht kenne,
aber lieben möchte.

 

Liebe Weihnachtsgrüße von Dietmar Zoller


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