Dietmar Zöller

Totentanz


24.07.23     Totentanz


Wenn es Nacht wird und alle stimmen erloschen sind,
dann besuchen mich die,
die meinem Vater in den Tod gefolgt sind.
Keiner redet ein Wort.
Die Liebe für Klaus füllt den Raum, in dem ich allein bin und lebe.
Da sind sie, die vor einem Jahr lebten und mit Vater in Gedanken verbunden waren.
Einer ging nach dem anderen den weg des Vergessenwerdens.
Nur ich kann nicht vergessen und lebe Tag und Nacht mit denen,
die bald vergessen sein werden, weil sie im Leben nichts Spektakuläres erreichten.
Doch unvergessen bleibt Vater, der viele Freunde hatte
und Briefe schrieb, die die Empfänger berührten.
Ich hätte Vater zu Lebzeiten die Anerkennung gewünscht,
die er in Zusammenhang mit seiner Beerdigung bekam.
Da sind sie wieder,
die Vater in den Tod folgten, deren
Nachrufe aus meiner Feder stammen,
weil ich sie nicht vergessen kann,
die zu Vaters Leben gehörten.
Ich empfinde Liebe für die Toten, die mich nachts besuchen.
Ich empfinde Liebe für die, die sich im Dschungel des Lebens verirrten.
Kann man Tote lieben?
Ich versuche dieses Kunststück zu verwirklichen.


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