Dietmar Zöller

Brüder und Schwestern

Brüder und Schwestern
 
Der große Bruder
 
Eines Tages wollte der Wicht mit den braunen Augen gar nicht mehr seinen kleinen Bruder bei sich haben. Was der Kleine auch anstellte, der große Bruder, der nur drei Jahre früher auf die Welt gekommen war, schaffte es, ihn zum Heulen zu bringen. Einmal biss der Böse-wicht ihn in den Nacken und rannte dann schnell nach draußen. Er zog ein schadenfrohes Gesicht und lachte gemein in sich hinein.
Während sich sein Vater um den Kleinen kümmerte, der heulend auf dem Fußboden kauerte, rannte der Wicht mit den braunen Augen fort. Er entfernte sich weit von der Hütte, in der er mit seinen Eltern und seinem Bruder wohnte. Nach einer Weile kam er in einer Schlucht an, wo er schon einmal mit seinem Vater gewesen war. Er suchte kleine Steine, stopfte sie in seine Hosentaschen und ging ein Stück weit in eine Höhle, deren Eingang so schmal war, dass er sich nur mit Mühe hindurchzwängen konnte.
Als er drin war, staunte er nicht schlecht; denn in einer Ecke hockte ein kleiner Junge. Das Kind schaute gar nicht auf. Es saß gebückt und drehte eine Wurzel in den Händen. Seine Haare waren fast weiß. Die blauen Augen, die der Wicht kurz zu sehen bekam, als der Kleine einmal aufschaute, irrten ziellos umher, ohne etwas wirklich anzu-schauen. Der Wicht mit den braunen Augen blickte den kleinen Jun-gen neugierig an. „Kannst du denn nicht sprechen?“ fragte er un-sicher. Der kleine blonde Junge reagierte nicht, sondern begann mit dem Oberkörper zu schaukeln, immer vorwärts und rückwärts. „Bist du denn ganz allein?“ wollte der Wicht wissen. Aber er bekam keine Ant-wort. Er wurde nun ganz mitleidig und streichelte dem Jungen zärtlich über das blonde Haar.
Im selben Augenblick erschien, wie hergezaubert, eine schöne Frau in einem langen, hellblauen Kleid. Sie hob den Jungen auf den Arm und küsste ihn zärtlich. Dann sagte sie zu dem kleinen Wicht, der sie immerfort anschaute: „Er ist ein besonderes Kind. Wenn du ihn manchmal besuchen willst, kannst du erleben, was für ein liebens-werter Junge er ist.“
Der Wicht nickte nachdenklich. Dann lief er weg und musste nun immerfort an seinen kleinen Bruder denken. Nie mehr wollte er ihn quälen.
Aber in die Höhle mit dem fremden Kind traute er sich nie wieder.
Seinen Eltern erzählte er nichts von dem Erlebnis, aber nachts träumte er von der schönen Frau und dem seltsamen Kind.
 
 Die Neffen
 
„Kommt ihr mich besuchen, wenn meine Eltern tot sind?“ fragte er mit beinahe tonloser Stimme. Manuel und Julian, die Söhne seines ältesten Bruders, kauerten an seinem Bett und wunderten sich – wie schon oft – dass ihre Oma das Gestammel des Onkels, der sich unter einer Daunendecke versteckte, verstehen konnte. Die Antwort kam ohne Zögern wie aus einem Munde: „Das ist doch klar.“ Er freute sich in seinem Innern, ohne es zeigen zu können. „Du wirst doch mal bei uns leben“, sagte Julian beiläufig. Schweigen. Aber er begann sich vorzustellen, wie das aussehen könnte. Die hatten also über seine Zukunft schon beraten und es schien so, als wäre es für die Brüder selbstverständlich, dass sie den Onkel später aufnehmen würden. Er sah seine Neffen an und wunderte sich, wie verständig sie sich gaben. Julian war 15 Jahre alt und überragte Eltern und Großeltern um Kopfes Länge. Ein hübscher junger Mann, registrierte der Onkel, der sich immer noch unter der Daunendecke versteckte und ab und zu einen scheuen Blickkontakt versuchte. Manuel lehnte an der Heizung, ein schmächtiger Junge von fast 13 Jahren. Wenn er etwas sagte, blitzten seine Augen. Seine Ausdrucksweise war geschliffen scharf. „Ich hasse Physik“, äußerte er, als das Gespräch auf die Schule kam, doch wie sich herausstellte, hatte er die beste Note seiner Klasse in der Physikarbeit erreicht. Neidlos wies Julian, der die 9. Klasse wiederholte, darauf hin, dass sein Bruder nur Zweier schreibe. „Ich weiß noch nicht, ob ich das Abi machen will“, bemerkte er beschei-den. Er kann sich einschätzen, dachte der Patenonkel, dem der große Junge so gut gefiel. Die Brüder hatten sich in seinen Augen sehr verändert, nicht nur äußerlich. Wie freute es ihn, dass sie aufmerksam seinen Weihnachtsrundbrief gelesen hatten und nun wetteiferten zu zeigen, dass sie wussten, was in dem Brief stand. Julian fand es einen interessanten Gedanken, sich in der Krippe einen alten Men-schen vorzustellen. Sie dachten mit viel Anteilnahme an die Uroma, die nach einem Schlaganfall wie ein kleines Kind versorgt werden musste. Die Uroma und Oma wohnte weit weg. Er spürte einen Augenblick lang eine unbeschreibliche Sehnsucht, die Oma zu streicheln. Schweigen. Leonie, die 5jährige wilde Schwester stürmte ins Dachzimmer. Julian zog sie auf seinen Schoß um sie ruhig zu halten. Sie befreite sich bald und ging wieder nach unten. Wie war das doch, als die kleine Schwester auf die Welt kam? Oma und Enkel erinnerten jede Einzelheit, als in der Osternacht die jungen Eltern aufgebrochen waren. „Du bist gekommen und hast gesagt: Eure Schwester ist geboren“, erinnerte sich Manuel. Oma nickte und machte einen nachdenklichen Eindruck, Julian erinnerte sich an den Tag, als seine Mutter erfahren hatte, dass sie schwanger war. Taktvoll schwieg er aber über Einzelheiten. Oma gab zum Besten, wie sie in Rumänien erfahren hatten, dass ein Kind unterwegs war. Sie glaubten an eine Verwechslung, als Uroma davon am Telefon erzählte. Dass die andere Schwiegertochter ein Baby erwartete, war ihnen bekannt, aber nun das…
Er dachte an seine Brüder, die älter waren als er und die mal eine schwere Bürde zu tragen haben würden, weil ihr kleiner Bruder immer der „Kleine“ bleiben würde, um den man sich kümmern musste.
Da saßen nun Manuel und Julian, zwei Brüder, wie man sie sich unterschiedlicher nicht vorstellen konnte. Sie begannen mit ihrer Oma, die bis vor zwei Jahren an einem Gymnasium unterrichtet hatte, zu fachsimpeln. „Haben dich die Schüler gemocht?“ wollte Julian wissen. „Nicht immer“, gab Oma lächelnd zu. Als sie in der 10. Klasse etliche Schüler überführte, die ihre Arbeiten wörtlich aus dem Internet kopiert hatten, war sie streng gewesen und hatte die Arbeiten mit einer 6 quittiert, nicht ohne den Text aus dem Internet ausgedruckt beizulegen. Julian und Manuel wollten sich kaputt lachen. „Das hätte ich auch so gemacht“, stellte Julian überlegen fest.
Vater rief zum Abendessen. Schade, dachte er, das war doch ein netter Besuch.
 
Fritz und Karl
 
Sie gingen am Bach entlang und seine Mutter suchte hinter den Neubauten das vertraute alte Haus, aus dem ihr Vater stammte und in dem sie als Kind glückliche Zeiten bei den Großeltern verlebt hatte. Er spürte, dass sie nachdenklich und traurig wurde. Wie lange war es her, dass in jenem Haus, zu dem sie nun gehen wollten, Menschen lebten, die ihr wichtig waren. Der jüngste Bruder ihres Vaters und dessen zwei unverheiratete Schwestern, von denen die ältere in den 70er Jahren gestorben war, hatten nach dem Tod der Eltern in dem Haus gewohnt. Unsicher klingelten sie an der neuen Haustür. Es dauerte eine Weile, bis geöffnet wurde. Sie, die Fremde aus dem Norden, war allein übrig geblieben, nachdem ihr Mann vor etlichen Jahren Selbstmord begangen hatte. Das Haus war eng, total verbaut und die winzige Wohnstube verkramt. In diesem Zimmer hatten früher die Urgroßmutter und die Großtanten Zigarren gemacht, hatte seine Mutter erzählt.
Er überlegte, was er über dieses Haus wusste. Drei Geschwister seines Großvaters waren im jugendlichen Alter innerhalb von drei Jahren gestorben. Was musste die Urgroßmutter durchgemacht haben? Ihm fiel das Foto im Arbeitszimmer seiner Mutter ein. Es zeigte die Urgroßmutter mit 6 Kindern. Das jüngste war noch ein Säugling. Das 7. Kind, der jüngste Bruder seines Großvaters, war noch nicht geboren. Wo war der Vater der Kinder? Das Foto stammte aus der Zeit des ersten Weltkrieges. Der Urgroßvater muss im Krieg gewesen sein. Die Kinder auf dem Foto waren gut gekleidet, und auch die Urgroßmutter machte einen gepflegten Eindruck. In Wirklichkeit waren sie bettelarme Leute gewesen.
Sein Großvater wurde, als er ungefähr 10 Jahre alt war, zu einem Bauern gegeben. Dort bekam er wenigstens genug zu essen. Er soll erzählt haben, dass er, wenn er Kühe hüten musste, gelesen habe. Die Bücher musste er vergraben, weil niemand wissen durfte, dass er Bücher besaß.
Als der jüngste Sohn des Hauses endlich eine Frau gefunden hatte, musste der Bruder, der Maurer war, viel im Elternhaus helfen, um den Dachboden zu einer Wohnung auszubauen.
Er erinnerte sich, wie er die Großtante in dieser gemütlichen Dach-wohnung besucht hatte. Sie hatte nach dem Willen ihrer Eltern ein le-benslanges Wohnrecht in dem Haus.
Ach, der Großvater! Er war still und besonnen. Kein böses Wort war je über seine Lippen gekommen. Er hing an seinen Geschwistern. Sie redeten nicht viel miteinander, aber sie hielten zusammen.
Warum nur mochte die Großmutter seinen Bruder nicht? War der Großvater wirklich um sein Erbe betrogen worden, wie die Großmutter meinte?
Bei der Beerdigung des Großvaters vermissten die Angehörigen den Bruder des Verstorbenen. „Dem geit et nich so guot“, sagte seine Schwester entschuldigend. Er dachte: Waren sich die Brüder vielleicht näher, als seine Großmutter wahrhaben wollte?
 
Lina und Hanna
 
Lina guckte mit großen blauen Augen in die Welt. Sie mochte ungefähr 5 Jahre alt sein, als das Foto gemacht wurde. Neben ihr stand ihre drei Jahre ältere Schwester Hanna. Beide Mädchen hatten schulterlanges blondes Haar. Es könnte das Jahr 1919 gewesen sein. Seine Großmutter hatte ihm die folgenden Begebenheiten erzählt:
Hanna besaß eine bildschöne Puppe mit einem wunderschönen Gesicht. Diese Puppe durfte Lina nicht berühren. Nun fand Lina die Puppe auch sehr schön und viel hübscher als ihre eigene Puppe. Eines Tages, als Hanna gerade nicht in Sichtweite war, wagte es Lina, die Puppe vorsichtig von der Kommode zu nehmen, wo sie gewöhnlich ihren Platz hatte. Vorsichtig trug sie die Puppe im Zimmer herum, als plötzlich Hanna hereinkam. Hanna schrie auf, entriss ihrer Schwester die Puppe und bekam einen Tobsuchtsanfall. Schließlich nahm sie die Puppe und schlug sie Lina um die Ohren. Lina wusste nicht, wie ihr geschah und begann zu weinen. Aber wie sah die Puppe aus. Das hübsche Gesicht aus Porzellan war gesplittert. Wie die Geschichte ausging, erzählte die Großmutter nicht.
 
Als Hanna schon 10 Jahre alt war, wurde sie einmal von ihrem Vater, dem Schuhmachermeister, geschickt, um Schuhe wegzubringen. Lina durfte auch mitgehen. So zogen dann die beiden Mädchen zu Fuß los, um die 5 km lange Strecke bis zur Stadt zurückzulegen. Die alte Frau Korte erwartete sie. Freundlich kam sie den Kindern entgegen und bat sie ins Haus. „Ach, ihr seid ja immer noch so dünn! Zeigt mal eure Beine her! Wie Strickelstöcke. Wirklich! Da kann man ja Mitleid bekom-men.“ Verschämt schauten die Mädchen ihre dünnen Beine an und versuchten schnell zu entkommen. „Do go ok nich mer hen“, sagte Han-a und Lina stimmte zu.
 
Ein Bruder Fritz wurde geboren. Die Mädchen überbrachten den Nachbarn die Nachricht: „Use Fritz is ankumen.“ Lina fügte stolz hinzu: „ Use Fritz schall Lehrer oder Pastor wern“, eine Mitteilung, die mit Schmunzeln zur Kenntnis genommen wurde.
 
Als Hanna hochbetagt zum Pflegefall geworden war, nahm Lina sie selbstverständlich in ihr Haus auf und pflegte sie bis zu ihrem Tod.
 
Die ungleichen Brüder
 
(Ein Märchen)
Es waren einmal drei Brüder, die sehr unterschiedlich waren. Der älteste hieß Hans und strebte schon früh danach von seinen Eltern unabhängig zu werden. Er arbeitete gern handwerklich und hatte die Fähigkeit sich bei jungen Kollegen beliebt zu machen. Der zweite Sohn war ein stiller, junger Mann mit feinen Zügen und einer hohen Intelligenz, die er aber nicht zur Schau trug. Und dann der Dritte, ein Junge, dessen Leben immer wieder am seidenen Faden hing und der darum der Liebling seiner Eltern geworden war. Dieser Sohn sah auch als Jüngling wie ein Kind aus und benahm sich wie ein Kind. Sprechen konnte er nur mit seiner Mutter.
Der älteste Sohn zog aus um ein Handwerk zu erlernen. Er kam zu einem Meister in die Lehre, der einen schlechten Ruf hatte und der schon manchen Lehrling das Fürchten gelehrt hatte. Da der junge Lehrling Linkshänder war, hatte er manche Probleme zu überwinden, denn alle Gerätschaften waren für Rechtshänder gebaut. Eines Abends nach einem anstrengenden Arbeitstag wagte es der Lehrling ein Bier zu trinken. Auf dem Nachhauseweg stolperte er über eine dicke Wurzel. Bewusstlos blieb er auf dem Waldweg liegen.
Als er wach wurde, sah er in ein altes, runzliges Gesicht. „Komm, komm schon, du bist jung und musst leben.“ „Wer bist du?“ hauchte Hans. „Ich bin ein altes Kräuterweiblein und weiß, wie man Menschen wie dich auf die Beine bringt.“ Sie fasste ihn hart an, und siehe da, er konnte aufstehen. Plötzlich war die Alte verschwunden. Ratlos blickte Hans um sich und wusste nicht mehr, welchen Weg er nehmen musste. Spät in der Nacht kam er zu Hause an. Sein Vater verprügelte ihn, weil er meinte, der Junge habe sich herumgetrieben. Drei Wochen lang konnte der Lehrling nicht arbeiten.
Der zweite Sohn, der Kuni genannt wurde, studierte an der hoch-ehrwürdigen Universität von Heidelberg. Er war ein fleißiger Student, nur fand er kein Mädel, das zu ihm passte. Oft saß er allein in seinem Zimmer, das nicht größer war, als dass ein Bett darin Platz hatte. Er spielte auf seiner Mandoline traurige Melodien und dachte immerfort daran, wie schön es wäre, wenn er ein Mädchen hätte.
Als er mal wieder Musik machte, hörte er eine wunderschöne Stimme, die zu seiner Musik sang. Er schaute um sich, aber niemand war anwesend. Ihm kam das merkwürdig vor. Am nächsten Tag wiederholte sich die Erscheinung. Am 3. Tag stand plötzlich ein schö-nes Mädchen in seinem Zimmer. Es sang wieder so herzergreifend schön zu seiner Mandoline. Kuni verschlang das Mädchen mit seinen Augen. „Ich will jetzt immer zu dir kommen“, sagte es plötzlich und verschwand.
Der dritte Sohn hieß Paul, lebte allein bei seinen Eltern und beo-bachtete mit Sorge, wie die lieben Eltern älter wurden. Wo soll ich nur bleiben, wenn meine Eltern nicht mehr leben? Diese Frage quälte ihn Tag und Nacht. Einmal war er allein zu Haus und war so müde, dass ihm die Augen beinahe zufielen, da stand plötzlich ein kleines Männchen vor ihm und fasste ihn liebevoll am Arm an. Wer bist du? stotterte der Paul. „Meinen Namen werde ich dir nicht verraten, aber wenn du willst, dann komme ich jeden Tag zu dir. Schau her! Wenn ich dich am Arm berühre, müsstest du schreiben können.“ „Wie soll das gehen?“ fragte Paul zweifelnd. „Hol Papier und einen Stift, wir werden das probieren.“ Der Kleine holte Papier und Stifte, setzte sich an den Tisch, und siehe da, es ging wirklich. Sofort begann er einen Brief zu schreiben.
„Mein lieber Bruder,
ich denke immerzu an dich und vermisse dich, denn du warst immer ein rücksichtsvoller Bruder. Komm mich bald besuchen. Viele Grüße von Paul“
Als er den Brief fertig hatte, war das kleine Männchen plötzlich verschwunden. Nun konnte er seinen Arm nicht mehr spüren. So oft er es probierte, er hatte keine Kraft einen Stift zu halten. Am nächsten Tag kam das Männchen wieder. Wieder schrieb Paul einen Brief. Dieses Mal war der Brief an seinen ältesten Bruder gerichtet:
„Mein lieber Bruder,
ich sorge mich Tag und Nacht wegen deiner Verletzung. Hoffentlich bist du bald gesund. Ich habe dich lieb und möchte dich fragen, ob du für mich sorgen wirst, wenn meine Eltern nicht mehr leben.“
Als der große Bruder den Brief bekam, ging es ihm schon wieder gut. Er las und las und wollte nicht glauben, wieso sein kleiner, dummer Bruder auf einmal schreiben konnte.
Nun traf es sich, dass der alte Vater krank wurde und seine drei Söhne zu sich rief. Er wollte sich überzeugen, dass etwas Rechtes aus ihnen geworden war. Mit dem Ältesten war er zufrieden, als sich herausstellte, dass er ein Geselle für die Tischlerei geworden war. Der zweite Sohn zeigte stolz sein Diplom vor und stellte in Aussicht, dass er eine tüchtige Frau heiraten würde. „Und du, mein Kleiner, du wirst es allein nicht schaffen im Leben.“ Da kniete der Kleine an seinem Bett nieder und stammelte: „ Warte noch eine Weile, lieber Vater, dann wirst du sehen, was aus dem Dummerchen geworden ist.“ Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Alten. Dann bäumte er sich noch einmal auf und verschied. Die Söhne aber wurden tüchtige Menschen, auch der Kleine, der ein berühmter Mann wurde. Und wenn die Drei nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
 
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